györgy konrád ( 1933 – 2019 )

aus gegebenem anlass : mit der literatur von györgy konrád und der ungarischen literatur bin ich 1999 durch das gastland ungarn auf der frankfurter buchmesse in kontakt gekommen . unmittelbar vorher hatte ich die ausstellung ungarische kunst der 1990er jahre an der akademie der künste berlin gesehen die mich außerordentlich fasziniert hatte – konrád war eben zu dieser zeit der akademiepräsident . umso neugieriger also war ich auf die literatur aus einem land das zu ddr-zeiten eines der beliebtesten reiseländer war vorrangig mit ziel balaton wohin meine eltern dennoch nicht mit uns fuhren zu dem ich also keine besondere beziehung hatte und auch keine wirkliche vorstellung – bis eben 1999

von den vielen büchern ungarischer autorinnen und autoren die ich damals las blieben mir nachhaltig péter nádas und györgy konrád im gedächtnis von konrád insbesondere der komplize ein außergewöhnlich kraftvoller lakonischer und schelmenhafter roman dessen ton mir vollkommen neu da unbekannt erschien sperrig wenig zur unterhaltung gemacht kein buch für irgendwie zwischendurch und für einen gemütlichen sonntag abend – dieser roman wollte etwas von mir klopfte sehr dringlich an und verlangte auseinandersetzung

doch außer mir und ein paar feuilletonisten nahm zumindest in meiner germanistischen freiuniversitären westberliner umgebung niemand die ungarische literatur wahr niemand las konrád oder nádas oder dalos oder eszterházy oder die wunderbaren anthologien kettenbrücke bzw ungarn von montag bis freitag und so blieb ich mit ihnen mein eigener komplize im ungarn des westberliner jahres 1999

erst in meinen slawonischen jahren näherte ich mich ungarn wieder ein bisschen gelang es mir sogar ungarisch zu lernen und mich nicht ganz verloren in dieser sehr besonderen sprache zu bewegen und vor allem eine vorstellung ihres klangs ihrer aussprache ihrer grammatikalisch-lexikalischen gelenkigkeit zu haben – ohne jedoch der vorstellung zu erliegen konrád auch dereinst im original zu lesen ein buch wie der stadtgründer ist schon im deutschen eine extremerfahrung der man sich unbedingt eines tages aussetzen sollte

konráds literatur insbesondere der von vor 1989 ist – ebenso wie die von péter nádas – mit nichts vergleichbar was ich bislang gelesen habe weder im ton noch in den themen seine romane sind sperrig knorrig äußerst eigenwillig klug und mutig und komisch und niemals leicht und haben mein jahr 1999 dominiert wie nachfolgend kein literarisches gastland mehr

nagyon köszönöm, konrád úr

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