es ist immer romantisch, im krieg dem frieden einen preis zu widmen, auch und gerade dann wenn die den frieden herbeiflehenden stimmen derart gehetzt und bedroht sind, wie die von serhij zhadan. die hiesige empörung über sein kriegstagebuch ist wohlfeil und und moralisch dürftig.
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dies ist kunst

julia solska – als ich im krieg erwachte
das tagebuch einer flucht aus der ukraine ruft alle erinnerungen an die ersten kriegstage wieder auf, beschreibt eindrücklich die solidarität der ukrainischen bevölkerung untereinander, schildert den irrsinn des russischen überfalls aus der sicht einer vertriebenen, verdeutlicht den mentalen unterschied von russländischer und ukrainischer bevölkerung und ist ein wichtiges zeitzeugnis, um sich nicht an diesen völkerrechtswidrigen krieg zu gewöhnen.

kim ji-young, geboren 1982
der trocken berichtende roman wurde zu einem welterfolg mit der schilderung des brennendsten sozialen themas aktuell: die ungleichbehandlung von frauen in der global kapitalistischen gegenwart. sexismus abwertung diskriminierung – ein außergewöhnlicher roman. die eher brave verfilmung kann da nicht mithalten.

walter salles – jia zhangke, a guy from fenyang
der brasilianische regisseur walter salles (central do brasil) portraitiert den chinesischen independet-regisseur jia zhangke von dessen anfängen bis zum aufführungsverbot von „a touch of sin“ 2013. er zeigt einen regisseur, der es versteht, den wandel in der kohleregion shanxi filmisch herausragend einzufangen.

apichatpong weerasethakul – uncle boonmee erinnert sich an seine früheren leben
uncle boonmee ist die antithese zum hochgeschwindigkeits-überwältigungs-kino hollywoods und überzeugt als außergewöhnliche cineastische reflexion über spirituell-religiöse themen ebenso wie mit seinen eingewobenen politisch-gesellschaftlichen bezügen.

park chan-wook – lady vengeance
der abschluss der rache-trilogie ist ein herausragender film in außergewöhnlichen bildern, der eine emanzipierte frau portraitiert in ihrem widerstreitenden verlangen nach rache und die verarbeitung von schuld. einer der wahrhaft schönsten filme der 2000er jahre.

na hong-jin – the chaser
the chaser ist ein zutiefst skeptischer film gegenüber einer gesellschaft, die sich auf wahrung der interessen von einzelnen konzentriert. strukturelle analysen und lösungen sind so nicht mehr möglich. in the chaser folgt daraus die katastrophe.

park chan-wook – durst
parks genre-version eines vampirfilms ist ein lustvoll amüsierter film über schuld, lust, körper und warum vampir sein als priester eigentlich keinen spaß macht.

statt deutsche prosa : korean cinema
seit einigen wochen denke ich darüber nach, diesen eintrag zu verfassen. in den vergangenen monaten habe ich kein buch gelesen, das mich gereizt hätte zu einer rezension. und vor den kommenden corona-prosa-werken graut mir vom ersten tagebucheintrag an. tatsächlich hatte ich auch keinen besonderen bedarf […]

zoltán danyi – der kadaverräumer
fäkal vulgär obszön ein einziger sprachausfluss ein dysfunktionaler körper ein traumatisierter exsoldat im nachkrieg exjugoslawiens – der kadaverräumer ist ein radikaler antinationalistischer roman der viel über das heutige neonationale europa zu erzählen weiß